Weil Petra heute zur traditionellen Geburtstagsparty bei einer anderen Petra ist und der Loerz in Kroatien weilt, müssen Manni und ich alleine klarkommen. Geplant ist, dass wir, ohne Hilfe und Ablenkungen, attraktive Frauen auf unsere Fährte locken und sie dazu bringen uns überall hin zu folgen. Zumindest aber sollen die Frauen nach unserer Jagd für einen kleinen Plausch oder einen harmlosen Flirt bereit sein. Schnell stellen wir fest, dass die Pläne unsere Fähigkeiten überschreiten und wir vielleicht doch besser nicht so einen Unfug planen sollten. Schon allein die Tatsache, dass wir so etwas planen, ohne uns ernst zu nehmen, zeigt, dass wir schon lange auf unseren nächsten Entwicklungsschub warten. Daher nutzen wir einen flüchtigen, klaren Moment, um den Plan zu verwerfen bevor wir uns lächerlicher machen als wir es ohnehin schon sind.
Auf Mannis Wunsch hin geht es am frühen Abend nach Lünen, weil er dort gegen 17.30 Uhr Geld holen war und ihm die Optik so gut gefallen hat, dass er den Abend dort verbringen möchte. Mir ist es egal, weil mir egal ist, wo ich was zu gucken kriege, auch wenn ich nicht glaube, dass Lünen uns da wirklich viel zu bieten haben wird, weil es meist so war. Dafür ist man schnell in Lünen und findet in der Regel leicht einen Parkplatz.
Als wir in Lünen ankommen, gibt es zunächst keine freien Plätze im Café Extrablatt, so dass wir kurz durch die Fußgängerzone schlendern. Manni kauft sich zur Stärkung Pommes und ich kaufe nichts. Bei unserem zweiten Versuch bekommen wir einen Platz im Café Extrablatt und ich wähle erwartungsgemäß den Sitzplatz vom dem aus man weniger zu sehen bekommt. Mannis Sitzplatz ist besser, denn er bekommt was fürs Auge geboten. Wobei die meisten Frauen, die es zu sehen gibt, in einem Alter sind, dass wir fast deren Großväter sein könnten. Da fehlt mir etwas die Begeisterung und daher ist es nicht so schlimm diesen Sitzplatz zu haben. Ich bestelle mir einen Virgin Tai, ein wirklich leckerer Cocktail, wie ich rasch feststellen muss. Dazu gibt einen kleinen Salat. Wir beobachten Menschen und stellen fest, dass wir eigentlich niemanden kennen. Falls wir mal glauben, eine Frau zu kennen, können wir uns nicht wirklich erinnern, woher wir sie kennen. Vermutlich haben wir sie nur mal irgendwo gesehen und glauben deshalb sie zu kennen. Angesprochen werden wir lediglich von der Bedienung, die uns Getränke verkaufen will. Ich schweife gedanklich ab und versuche mir vorzustellen, wie es sein könnte, wenn man mal irgendwo tatsächlich eine Frau kennenlernt. Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, weil mein Interesse vermutlich nur darin besteht Frauen anzugucken und darüber zu reden, dass ich irgendwann mal eine kennenlerne, um sie später zu küssen. Realistisch ist das so gar nicht und ich hätte auch keine Zeit mich mit einer Frau zu beschäftigen. Höchstens einmal im Monat für ein bis drei Stunden. Aber realistisch gesehen ist das alles Quatsch. Das hat alles nichts mit meinem Leben zu tun. Ich bin und bleibe ein pubertierender Spinner, der gerne Frauen betrachtet und Blödsinn erzählt. Irgendwann muss ich zur Toilette und erfreue mich an den aktuellen Corona-Regeln. Im Café Extrablatt kann ich mich ohne Maske bewegen, auf der Toilette hingegen muss ich eine Maske tragen. Möglicherweise als Geruchsschutz, denn alles andere wäre irgendwie fragwürdig.
Erwartungsgemäß haben die Frauen von unserer Jagd auf sie nichts mitbekommen und wurden daher von uns auch nicht weiter gestört. Wir hingegen sind auf eine noch unerforschte Art und Weise gestört, aber das wussten wir schon vor diesem denkwürdigen Abend.
Als ich gegen 23.00 Uhr zu Hause ankomme, hat längst eine gemeine Müdigkeit von mir Besitz ergriffen und ich stelle wieder einmal fest, dass ich mich ziemlich minderwertig finde und recht wenig von mir halte. Möglicherweise bin ich eine echte Fehlkonstruktion mit einem gehörigen Dachschaden. Zum Glück bin ich zu müde, um diesen Gedankengang weiter zu verfolgen und so schlafe ich noch vor Mitternacht ein.