Dieses Jahr sind es nicht nur die traditionellen Gäste, die an meiner Geburtstagsrunde teilnehmen. Dieses Jahr bereichert der Loerz unsere kleine Runde, was dem Ganzen eine neue Art der Unterhaltung beschert. Nachdem ich meinen Spaß mit meinen Geschenken hatte, wird gespeist und dummes Zeug gelabert. Weil Loerz und Petra Gesundheitskräuter geraucht haben, sitzt Petra etwas verwirrt auf dem Sessel und grinst fröhlich vor sich hin. Möglicherweise hätte sie keinen Jägermeister vor der Inhalation der Kräuter trinken sollen, obwohl Jägermeister aus 56 erlesenen Kräutern entstanden ist. Vielleicht ist es einfach nicht gut für sie, wenn sie mehr als 56 Kräuter an einem Tag zu sich nimmt, obwohl sie irgendwie glücklich aussieht. Das Thema Corona-Pest sparen wir uns größtenteils, dafür schwelgen wir in Erinnerungen und planen unseren Auftritt beim Speed-Dating. Ich hole meine alten Siegerurkunden der Jahre 1978 – 1984 hervor und bin etwas enttäuscht, dass es nie zu einer Ehrenurkunde gereicht hat. Manni indes hat damals fast nur Ehrenurkunden bekommen und auch Loerz glaubt, dass er mindestens einmal derart erfolgreich war. Es ist erschreckend, dass ich schon damals nicht besser als der Durschnitt war. Zu meiner Überraschung finde ich noch eine Bescheinigung, dass ich am 18. Juli 1981 mit Erfolg an einer Familien-Trimmaktion teilgenommen habe. Das erscheint mir zwar abwegig, aber da ich die Bescheinigung habe, wird es wohl so gewesen sein. Ich war schon immer ein verrückter Kerl und für manche Überraschung gut. Mit meinen Siegerurkunden möchte ich jedenfalls am Speeddating teilnehmen und diese den Frauen zeigen, um sie maximal zu beeindrucken. Allerdings soll Manni nach mir dann sagen, dass er sogar Ehrenurkunden erhalten hat und so die ganzen Frauen auf seine Seite ziehen. Als ich auf der Webseite fürs Speedating sehe, dass man drei Personen gleichzeitig anmelden kann, ist eigentlich alles perfekt, doch dann sagt Manni, dass er bei dem Spaß nicht mitmachen wird und unsere Speeddating-Träume zerplatzen wie Seifenblasen, wenn sie gegen Wände fliegen. Trotz dieser Ernüchterung lachen wir viel und vielleicht werden wir den Speeddating-Traum eines Tages doch noch umsetzen. Mit Petra anstelle von Manni, meinen Siegerurkunden und einer abwegigen Geschichte, die wir heute noch nicht kennen. Obwohl noch nicht alles aufgegessen wurde, verabschiedet sich der Loerz gegen 22.30 Uhr.
Wie, die zurückgebliebenen drei, entwickeln die Idee, dass ich bei einem Date einer Frau eine Silberzwiebel anbiete, ganz famos, wissen aber nicht, wie es überhaupt zu dieser Idee kam. Mehr als diese eine Zwiebel wird die Frau jedenfalls nicht bekommen. Fast schade, dass ich keine Dates habe, denn da könnte ich maximalen Saß bei minimalem Aufwand habe. Aus einer Laune heraus machen wir noch einen Test, um herauszufinden, was wir in unseren früheren Leben waren. Petra und ich waren Künstlerinnen und Manni eine Nonne. Wir waren deshalb alle Frauen, weil wir den Test aus einem Frauenmagazin machen. Ich bin mit den Testergebnissen zufrieden, Manni hat Zweifel. Aber weil so ein Test nicht lügt, sind seine Zweifel uangebracht. Als die beiden gegen Mitternacht gehen, mache ich die Musik aus, höre aber weiterhin Musik in fast gleicher Lautstärke, weil der Nachbar in guter Stimmung ist. Ohrenstöpsel nützen nichts als ich gehen 00.30 Uhr ins Bett gehe. Ich fürchte schon, dass mein Schlaf ausfällt als der Nachbar völlig überraschend die Musik ausmacht und ich so die Möglichkeit habe zu schlafen.
Es ist 04.45 Uhr als mich lautes Gelaber aus dem Schlaf reißt. Da es schon recht hell ist, denke ich zunächst, dass es schon viel später ist, doch ein Blick auf die Uhr bestätigt, dass es noch sehr früh ist. Ich stopfe mit die Ohrstöpsel rein, doch der Nachbar ist zu laut. Er labert, lacht irre und klatscht in die Hände. Ohrstöpsel raus. Er scheint zu telefonieren, denn eine Frauenstimme dringt an mein Ohr. Was sind das nur für Idioten? Gegen 05.20 Uhr bin ich hochgradig sauer und habe genug. Ich ziehe mir eine lange Hose an und schelle bei dem Psycho an. Zunächst reagiert er nicht, weshalb ich erneut schellen muss. Wenige Augenblicke später steht er vor mir. Ich nenne ihn Kollege, obwohl wir keine Kollegen sind. Zum Glück beleidige ich ihn in meiner Wut nicht und sage nur, dass er ruhig sein soll, weil es 05.00 Uhr ist und ich schlafen will. Da sagt der Arsch mir, dass Wochenende ist. Ich könnte ihn so aus dem Fenster werfen und sage ihm, dass es keine Rolle spielt, es 05.00 Uhr ist und er leiser telefonieren soll. Nun entschuldigt er sich und sagt, dass er ruhig sein wird. Das klappt etwa eine Minute, dann geht es weiter. Leiser zwar, aber ohne Ohrstöpsel nicht zu ertragen. Was für ein ignorantes und zugedröhntes Arschloch. Nochmal gehe ich nicht rüber, sondern werde beim nächsten Mal direkt die Hausverwaltung verständigen. Der soll abhauen.
Es klingt, als ob du gute Freunde hättest, aber schlechte Nachbarn.
So ist es wohl.
Und Nachbarn gehören abgeschafft.