Nachdem ich mittlerweile wieder vollkommen verspannt bin, eine Eigenschaft, die auch niemand braucht, ist es nur konsequent, dass ich wieder zur Massage gehe. Entgegen meiner Pläne, dass ich im Wechsel einmal in Lünen und einmal vor Ort zur Massage zu gehen, habe ich mich entschieden, dass es bequemer ist, wenn ich erneut zur Bangkok Thai Massage gehe. Man muss auch mal praktisch denken und die Umwelt mag es auch, wenn ich die Fahrten nach Lünen spare.
Nachdem ich auf der Liege rumliege, stelle ich irgendwann fest, dass ich heute gleich von zwei Frauen massiert werde. Eine kümmert sich um den Rücken, die anderen um die Beine. Bei der Gelegenheit klage ich gleich mein Problem mit dem rechten Knie und es beginnt eine ausgiebige Arbeit an dem Bein, da der Fehler schnell gefunden ist. Bisher konnte niemand daran etwas reparieren, so dass ich froh bin, dass sich so intensiv gekümmert wird, auch wenn es mitunter doch arg wehtut. Während die Damen sich um mich kümmern, komme ich mir ein wenig wie ein Promi vor, eine Art VIP. Der Service ist famos und ich versuche nicht zu sehr zu jammern, wenn mir die Behandlung wehtut. Als bemerkt wir, dass ich kalte Hände habe, was bei mir keine Seltenheit ist, wird sofort reagiert und die heißen Steine kommen zum Einsatz. Wirklich erstaunlich, wie sehr man ich um mich bemüht. Irgendwann muss ich mich auf den Rücken legen und die Behandlung geht weiter. Auch mein Eierkopf wird massiert, was ich sehr löblich finde. Meine Beine werden gedehnt, irgendwie werde ich komplett gedehnt, es knackt und knarzt und ich bin schnell am Ende meiner Biegsamkeit. Eine Körperhälfte ist relativ dehnbar, die andere eher nicht. Die Aufforderung locker zu lassen, hilft leider nicht, weil locker lassen und ich nur selten kombinierbar sind. Während die eine Frau meine Finger langzieht bis es knackt, denke ich über meinen Körper nach und mir fällt spontan die Bezeichnung „Einseitige Behinderung“ ein. Das klingt irgendwie passend. Ab sofort leide ich unter einer einseitigen Behinderung, obwohl ich das in Wirklichkeit schon ewig tue. Mein Körper hat unter meiner Faulheit und Passivität viel leiden müssen und als Folge davon trat diese einseitige Einschränkung auf. Möglicherweise bin ich auch einseitig gealtert. Bevor ich mich weiter meinen Gedanken hingeben kann, wird der Körper nochmal richtig gestreckt. Dank meiner Unbeweglichkeit fällt die junge Frau, die mich zu richten versucht, halb über mich. Sofort ist mir meine Unbeweglichkeit peinlich und ich bin auch ein wenig enttäuscht von mir. Auch beim zweiten Versuch klappt es nicht besser und die Frau verliert erneut den Halt, weil mein Körper nicht ordnungsgemäß nachgibt. Diese körperliche Steife ist schon erschreckend, aber glücklicherweise bin ich nicht in alle Richtungen gleich unbeweglich, was mich ein wenig hoffen lässt, dass es noch Hoffnung gibt. Hoffen, dass es noch Hoffnung gibt, auch das gefällt mir irgendwie.
Nach der VIP-Behandlung kann ich möglicherweise nie mehr nach Lünen zur Massage fahren, was mir kurzzeitig ein schlechtes Gefühl bereitet, aber manchmal muss man Entscheidungen treffen, die nur gut für einen selber sind. Das ist durchaus hartherzig und gemein, aber ich kann nicht anders und lasse mir gleich einen neuen Termin geben. Als ich zurück zu meiner Wohnung gehe fühle ich mich irgendwie leicht und entspannt und bin zufrieden. Möglicherweise ist alles so, wie es sein muss