Der Februar 2008 ging nahtlos da weiter, wo der Januar 2008 aufgehört hatte. Meine Suche nach dem ersten Date wurde intensiviert und ich verstand, wie so oft, die Frauen nicht.
Weiberfastnacht 2008
Nachdem ich im letzten Jahr schon vollkommen begeistert war, bleibt mir nix anderes übrig, als auch dieses Jahr zur Weiberfastnacht wegzugehen. Da ich nicht wirklich etwas von Verkleidungen halte, gehe ich dieses Jahr als Umschüler. Das ist unproblematisch und fällt nicht weiter auf. Weil wir im letzten Jahr vermutlich einfach nur den falschen Ort gewählt hatten, gehen wir heute ins Brauhaus nach Lünen. Und es ist eine großartige Entscheidung, denn kaum betreten wir den Laden, habe ich schon genug. Sofort wird mir klar, dass es nicht an der Lokalität liegt, sondern an mir. Ich passe nicht zu Karneval. Und Karneval nicht zu mir. So einfach ist das.
Nach einer Weile habe ich das Vergnügen mit einer 28 jährigen zu sprechen, die heute Geburtstag hat und sich für einen Moment neben mich stellt. Ich gratuliere ihr brav zum Geburtstag und zur Belohnung darf ich ihr Bier und ihre Kippe halten, da sie sich ihre Strapse hochziehen muss. Mache ich doch gerne für sie, ist schließlich eine Spezialität von mir. Nachdem sie die Strapse hochgezogen hat, macht sie sich wieder auf den Weg.
Einige Minuten später kommt eine dunkelhaarige Frau mit Schnauzbart vorbei. Sie grüßt. Ich grüße zurück. Sie bleibt stehen und sagt mir, dass sie meine Grübchen total süß findet und dass Robbie Williams auch so Grübchen hat. Sie ist ziemlich betrunken und ich glaube, ihr Bart ist echt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ihr Bart nichts mit Karneval zu tun hat. Bevor sie weiter zieht, sagt sie mir noch, dass sie meine Grübchen mag. Wie schön. Ist zwar irgendwie vollkommen sinnlos, aber ich freue mich über jedes Kompliment. Selbst, wenn es von einer Frau mit Schnauzbart kommt. Da ich davon ausgehe, dass die Frau mit dem Bart der Höhepunkt des Abends war, habe ich nichts dagegen, dass wir wenige Augenblicke später den Karnevalsausflug beenden.
2 + 4 = X
Wer sind diese Frauen, die ich im Internet gefunden habe und die scheinbar Interesse haben mich kennen zu lernen?
Frau Nummer 1, Nanette, habe ich vor etwa einem Jahr im Internet gefunden. Wir haben uns sogar zweimal im letzten Jahr getroffen und ich habe sogar einmal bei ihr übernachtet. Irgendwann habe ich mich einfach nicht mehr bei ihr gemeldet. Nun ist sie wieder aufgetaucht und möchte, dass ich sie besuche. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns tatsächlich treffen, liegt derzeit bei 73,27%.
Frau Nummer 2 habe ich auch schon vor längerer Zeit im Internet gefunden. Sie wohnt unglaublich weit weg. Wir haben zweimal telefoniert und sie würde mich scheinbar gerne besuchen. Ein Treffen mit ihr stelle ich mir sehr interessant vor. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Treffen mit ihr stattfindet, liegt bei 53,12%.
Frau Nummer 3, Ursula, gibt es auch schon länger im Internet. Wir schreiben uns erst seit kurzer Zeit. Unser Schriftverkehr ist äußerst unterhaltsam und macht sehr viel Spaß. Obwohl ich keine Ahnung habe, wie die Frau aussieht, würde ich sie gerne treffen. Wenn ein Treffen mit ihr nur halb so witzig ist, wie unsere schriftliche Konversation, wird es sicher ein netter Abend. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns treffen, liegt bei 93,27%.
Frau Nummer 4, Leonie, habe ich vor einigen Wochen gefunden. Unser Schriftverkehr ist eher zäh und unbedeutend. Da mich das etwas langweilt und ich keine Lust habe weiter so zu kommunizieren, habe ich ihr mitgeteilt, dass sie etwas daran ändern soll, dass wir uns nur virtuell kennen. Sie meinte, ich solle ihr was vorschlagen. Natürlich habe ich ihr vorgeschlagen, dass wir uns treffen. Mal sehen, was sie dazu sagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns treffen, liegt bei 12,27%.
Kaugummi Nadja und das Unglück
Bizarrer Höhepunkt des Abends wird die Zeit mit Kaugummi Nadja. Das liegt unter anderem daran, dass wir während unseres Gesprächs ständig in Bewegung sind. Da ich normalerweise bei Gesprächen nicht umherwandere, muss es an ihr liegen. Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Nur was? Optisch ist eigentlich alles okay mit ihr. Bei einer Körpergröße von 1,83m wiegt sie, nach ihren Angaben, 65kg, sie hat schöne Augen, gepflegte Zähne, gepflegte Hände und zieht sich meist ansprechend an. Heute trägt sie ein schwarzes, eng anliegendes Oberteil, schwarze Stiefel, ausgefallene, fast schon sexy Strumpfhosen, ebenfalls in schwarz und einen kurzen, schwarzen Rock. Man kann sie schon als attraktiv bezeichnen. Aber es ist auch weniger das Optische, was an ihr so merkwürdig ist. Es sind ihre Gesten, ihre scheinbar nervösen Verrenkungen und ihr merkwürdiges Verhalten. Kaugummi Nadja gibt immer mehr Rätsel auf.
Warum erwähnt sie regelmäßig die 100 m² Wohnung, die sie zusammen mit ihrem Mann bewohnt? Warum möchte sie drei Kohlrabi von mir? Warum will sie meine Küche auf Sauberkeit überprüfen? Warum will sie meine Schubladen auf Krümel untersuchen? Warum will sie mein Bad inspizieren? Will sie eine Einladung in meine Wohnung, die ich ja gar nicht habe? Was will sie von mir hören? Ich sage ihr, dass mein Bad sie nichts angeht und es vorerst keine Kohlrabi gibt. Um das Thema zu wechseln sage ich ihr, dass der Loerz mir gesagt hat, dass ich ihr an die Möpse fassen soll. Sofort ist sie entsetzt. Vielleicht gibt sie auch nur vor entsetzt zu sein. Ich weiß das nicht. Da ich auch gar nicht das Bedürfnis habe ihr an die Möpse zu fassen, verzichte ich auf die Aktion. Außerdem habe ich vorher schon der blonden Frau, die damals die Rückholaktion gestartet hat, irgendwie an den Arsch gefasst. Ich bin also längst befriedigt. Als ich Kaugummi Nadja sage, dass ich nicht weiß, ob ich mich mit ihr unterhalte, weil sie mir sympathisch ist oder einfach nur, weil sie so gut riecht, ist sie schon wieder entsetzt. Der kann man es aber auch gar nicht recht machen. Sie ist dermaßen verwirrt, dass sie unmittelbar nach meiner Aussage zwei Typen anspricht, die vor uns stehen. Ich bekomme leider nicht mit, was sie den beiden sagt, doch wie es scheint können die beiden ihr auch nicht folgen. Wozu diese Aktion gut ist und was sie damit bezweckt wird vermutlich immer ihr Geheimnis bleiben. Ist es vielleicht eine Art Balzverhalten? Man weiß es nicht.
Ich versuche ein paar dumme Sprüche loszuwerden, doch da hat sie sichtlich keinen Bock drauf. Sie beschwert sich sogar, dass ich mich bisher noch nie mit ihrer Freundin unterhalten habe. Könnte daran liegen, dass ich ihre Freundin irgendwie merkwürdig finde, was ich aber besser für mich behalte. Scheinbar nerve ich sie mittlerweile dermaßen, dass sie sagt, sie müsse zurück zu ihrer Freundin gehen, bevor ein Unglück passiert. Ich frage mich, was für ein Unglück sie meinen könnte. Ein Zugunglück? Eine akute Klimakatastrophe? Ein menschliches Unglück? Noch während ich mir Gedanken über alle möglichen Unglücke machen kann, verabschiedet sie sich und macht sich auf den Weg zu ihrer Freundin. Sie lässt mich tatsächlich einfach so hier stehen. Vollkommen ratlos bleibe ich zurück. Was habe ich nur falsch gemacht?
Die kompletten Texte und andere Erlebnisse aus dem Februar 2008 gibt es hier zu lesen.