Am kommenden Dienstag um 15.00 Uhr werde ich im Jobcenter erwartet. Das ist fast wie damals als ich noch ein Vorzeigearbeitsloser war und regelmäßig irgendwelche Termine dort wahrzunehmen hatte. Dieser Termin wird aber etwas anders sein, weil es nicht um mich geht, sondern um einen Teilnehmer mit dem seine Vermittlerin und ich uns unterhalten werden. Das ist schon irgendwie schräg, dass ich dann dort bin, um über die Zukunft eines Menschen zu diskutieren und in gewisser Weise auch Einfluss zu nehmen. Vermutlich ist es nicht nur schräg, sondern auch irgendwie absurd. Da war ich über zwanzig Jahre derjenige über den irgendwer quasi verfügen konnte und nun ist die Situation fast umgedreht. Ich gebe meine Meinung über einen arbeitsuchenden Menschen ab und gleichzeitig werden wir versuchen ihn davon abzubringen ständig zum Arzt zu rennen und AU-Bescheinigungen einzureichen, weil das Leben so zwar funktioniert, aber für ihn keine gute Lösung ist. Wenn einer ein Buch über einen Dauerarbeitslosen, der später beruflich Arbeitslose auf den rechten Weg führt, geschrieben hätte, hätte das doch fast jeder wegen der Kitschigkeit der Story abgelehnt. Und jetzt lebe ich so ein unglaubwürdigen Leben. In der Fortsetzung des Buches würde die Geschichte auf jeden Fall kippen und der Jobcoach, der den größten Teil seines Lebens arbeitslos war, würde tatsächlich wieder seinen Job verlieren und anschließend verwahrlosen bis ihm ein Engel oder eine sprechende Ente erscheint und zu einem noch kitschigerem, letzten Comeback verhilft. Mal schauen, ob die Realität auch da mithalten kann.
Die Welt des DrSchwein
Verkorkste Höhepunkte
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