Seit Oktober muss ich ständig zum Zahnarzt und mittlerweile finde ich all die Termine nur noch zermürbend. Das ist nicht einmal mehr mit Galgenhumor zu ertragen und ich will einfach nicht mehr. Doch ein Ende ist dank Zahn 16 noch immer nicht in Sicht. Mehrfach überlege ich, ob ich den heutigen Termin einfach Absage, aber wirklich bringen würde das nichts, weil es ja gemacht und irgendwann auch fertig werden muss. Ich mag trotzdem keine weiteren Betäubungsspritzen, keine weiteren Behandlungen und auch die Tatsache, dass es der vorletzte Termin für Zahn 47 sein dürfte, kann mich nicht aufheitern.
Die Behandlung findet im OP statt, weshalb ich es nicht schaffe etwas zu entspannen, denn im OP hatte ich bisher noch keine guten Erlebnisse, weshalb ich unmittelbar vor dem Eingriff viel zu angespannt bin und es dummerweise auch bleibe. Nachdem alles ordentlich betäubt ist, wird das Zahnfleisch aufgeschnitten und zur Seite geschoben, was ich durchaus unangenehm finde. Es wird irgendwie rumgepult, jedenfalls kommt es mir so vor, dann kommt der erste Bohrer zum Einsatz. Es drückt, ist aber nicht wirklich schlimm. Ein zweiter Bohrer wird eingesetzt und ich schwitze immer mehr. Ich kremple mir die Ärmel des Pullovers hoch und würde ihn gern ausziehen. Warum nur ist das hier so warm? Ein weiteres Gerät kommt zum Einsatz. Ich glaube, es ist eine Art Gewindeeschneider, aber es kann auch was völlig anderes sein. Während ich immer mehr schwitze wird das Implantat eingebaut und verschlossen. Alles recht unspektakulär und auch fix erledigt, doch mir wird wärmer und wärmer und ich habe das Gefühl nicht richtig atmen zu können. Als der Zahnarzt sagt, dass nun die Wunde vernäht wird, bin ich eigentlich zufrieden, aber so wirke ich wohl nicht aufs Personal und als man mich fragt, wie es mir geht, sage ich, dass alles okay ist, mir nur etwas warm ist. Der Arzt bestellt ein Kühlkissen, welches mir wenig später auf die Stirn gelegt wird. Dann erst bekomme ich mit, dass die Behandlung unterbrochen wurde, was schon irgendwie peinlich ist. So etwas habe ich doch früher nicht verursacht. Früher wurde ich bis zum Schluss behandelt. Fenster werden für mich geöffnet und ich kann langsam wieder atmen. Die müssen mich für ein Weichei halten. Nachdem ich etwas abgekühlt bin wird alles ordnungsgemäß vernäht und ein Pulsmessgerät an meinen Finger geklemmt. Man fürchtet sicher, dass ich kollabiere. Verwirrt sitze ich im Behandlungsstuhl und höre, dass mein Puls nun bei 80 ist, was ich eindeutig zu hoch finde. Kurz zuvor war er bei 50, was wohl etwas besorgt zur Kenntnis genommen wurde. Ich finde einen Puls von 50 irgendwie cool und entspannend, aber vielleicht ist das bei so einem Eingriff tatsächlich zu wenig. Ich kenne mich da nicht aus. Eine Weile darf ich mich noch ausruhen, dann werde ich zum Röntgen begleitet. Ich werde wirklich oft geröntgt in letzter Zeit. Auch etwas, was mir nicht gefällt. Das Implantat sitzt gut und in vier Monaten kann die Arbeit beendet werden. Hoffentlich blamiere ich mich da nicht nochmal mit irgendwelchen gesundheitlichen Aussetzern. Nächsten Montag werden die Fäden gezogen. Den nächsten Montag finde ich jetzt schon doof, denn da habe ich gleich vier Termine. Dieser Irrsinn mit den Terminen muss echt langsam aufhören. Stattdessen müssen die Ausflüge am Montag wieder eingeführt werden. Dann hört das auch auf mit peinlichen Auftritten in Arztpraxen.
Dir wird auch nix erspart, du armes Lämmchen! Mach dir keine Gedanken wegen Kreislauf & Co, dein Körper hat genau so wenig Bock drauf, wie du! Und das geht in Ordnung!
Ich bin doch kein Lämmchen. Lämmchen sind nämlich voll süß.
Ein Puls von 50, das klingt nach Ausdauersportler. Ich habe beim Zahnarzt jeweils so um die 120 und fürchte, dass das Hämmern in meiner Brust optisch und akustisch bis nach draussen dringt. Zahnärzte sind sich sowas wohl gewöhnt.
Ausdauersportler dachte ich auch zuerst, aber dann fiel mir halt ein, dass ich keiner bin.
Ein Puls von 120 ist auch keine Lösung. Ist man davon nicht völlig erschöpft?
Doch.
Das ist mies.