Nachdem mich die die Bürgerarbeiterin schon im letzten Jahr zum Patenschaftstag im Dortmunder Zoo eingeladen hat, macht sie es auch dieses Jahr. Da ich auch dieses Jahr zugesagt habe, mache ich mich fast früh auf den Weg, um bei nicht einladendem Wetter den Zoo zu besuchen. Möglicherweise wird der Besuch des Zoos am Patenschaftstag eine neue Tradition, weil ich eine gewisse Schwäche für Traditionen habe. Da wir schon im letzten Jahr dabei waren, wissen wir, dass wir nicht viel zu erwarten haben. Es gibt zwei Führungen, aber darauf verzichten wir, weil wir nicht geführt werden wollen. Und so wandern wir bei trübem Wetter scheinbar zielstrebig durch den Zoo, betrachten die Tiere und ich stelle fest, dass ich bei Temperaturen unter 10 Grad noch träger bin als üblich. Wie ein Insekt, das bei bestimmten Temperaturen immer bewegungsunfähiger wird und ab einer bestimmten Temperatur nicht mehr in der Lage ist sich zu bewegen und in eine Art Totenstarre fällt. Ich bin mir sicher, dass es Zeiten gab in denen ich unterhaltsamer und agiler war. Heute trotte ich neben der Bürgerarbeiterin durch den Zoo, betrachte Tiere und würde mich von mir gelangweilt fühlen, wenn ich dazu nicht zu träge wäre. Kälte und Dunkelheit sind einfach nichts für mich. Gelegentlich rede ich zu den Tieren in ihren Gehegen, was die aber nicht weiter stört. Im Zoo ist es recht leer und so begegnen uns wenigstens nicht so viele Menschen, was mir gut gefällt. Da ich ein verwirrter Mann bin, untersuche ich kurz das Ohr eines Tigers, der natürlich nicht echt ist, denn sonst wäre das zu gefährlich.
Um 12.00 Uhr besuchen wir Kea Klaus. Die Bürgerarbeiterin hat wieder Geschenke für ihn mitgebracht, die eine junge Zoomitarbeiterin direkt zu Klaus bringt, damit er etwas zu tun hat. Scheinbar sind es zu viele Geschenke und so ist Klaus rasch verwirrt und beschäftigt sich nur eine Weile mit einem der Geschenke.
Viel interessanter findet er dann den Schal der jungen Mitarbeiterin, weshalb er auf sie klettert und den Schal untersucht. Währenddessen frage ich mich, was mir in dem Käfig besser gefällt. Der Kea oder die junge Frau. Vermutlich ist es die Kombination. Möglicherweise aber auch nicht. Dann frage ich mich, wie es wohl wäre, wenn in allen Käfigen junge Frauen eingesperrt wären und die Tiere stattdessen draußen leben würden. Vermutlich würden die Frauen in den Käfigen sich nicht besonders wohlfühlen und bald verhungern, weil die Tiere sie nicht füttern würden und außerdem rasch das Interesse an Frauen in Käfigen verlieren. Ich weiß auch nicht, wie lange ich mir Frauen in Käfigen anschauen würde. Nachdem die Frau den Käfig verlassen hat, gehen wir auch bald weiter, weil es vermutlich einfach unterhaltsamer ist, wenn die Frau mit den Tieren im Käfig untergebracht ist. Komisch.
Später lasse ich von zwei Alpakas meine rechte Hand untersuchen, was die Alpakas aber schnell langweilt, weshalb sie sich bald von mir abwenden.
Als wir die Affen besuchen und die Affendame uns entdeckt, setzt sie sich unverzüglich einen Eimer auf. Möglicherweise will sie mir damit zeigen, dass sie mich nicht sehen will. Vielleicht aber ist das Teil einer Show, den sie für die Besucher regelmäßig abzieht.
Weil Erinnerungsfotos wichtig sind, stelle ich mich zu einem Pfau, der wirklich sehr schön aussieht.
Dann sind wir auch schon durch und verlassen den Zoo. Möglicherweise kommen wir nächstes Jahr wieder, weil es ja Tradition ist und man Traditionen bewahren soll bis man sie nicht mehr bewahren kann, weil sie einen langweilen oder jemand, der zur Tradition gehört, gestorben ist.
Als ich den Parkplatz verlasse und die Parkgebühr bezahlen will, hält mir die Frau, welche die Tickets verkauft, das Ticket hin und sagt, dass die Frau im schwarzen Golf schon für mich bezahlt hat. Das finde ich entzückend von der Bürgerarbeiterin, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre. Andererseits lasse ich mir aber schon gerne Dinge schenken, da mache ich bei Parktickets keine Ausnahme.