Leb wohl, Alpha

Die gerade noch gewöhnliche Bürostimmung kippt plötzlich und unerwartet als uns mitgeteilt wird, dass Alpha gestorben ist. Sofort entsteht eine Leere, eine Ratlosigkeit, eine Unbegreiflichkeit. Da hilft es wenig, dass alle irgendwann sterben und auch das Wissen, dass er zuletzt, kaum hatte sein Urlaub begonnen, im Krankenhaus lag, macht es nicht besser. Irgendwas mit dem Herzen vermute ich, aber das ist wirklich nur eine Vermutung, um eine Erklärung zu haben. Als ich letzte Wochen erfuhr, dass er im Krankenhaus liegt, ging ich, naiv wie ich konstruiert wurde, davon aus, dass er nach einer, vermutlich längeren, Auszeit wieder zurückkehren würde und bis zu seiner Rente weitermachen würde bisher. Und jetzt, zack, keine Rente, kein Alpha, keine weitere Zusammenarbeit mehr. Zunächst unvorstellbar, weil er ja immer da war, weil er uns unterhalten und das Team letztlich zusammengehalten hat. Und nun muss man begreifen, dass seine Pläne als Rentner vielleicht zu seinem Sohn zu ziehen, niemals umgesetzt werden. Lichtschalter aus, Leben aus. Alles aus. Mir ist das alles unbegreiflich, für mich ergibt auch das keinen Sinn. Wie soll man denn weiter hier arbeiten ohne Alpha? Und doch wird man es und schon bald wird es normal sein und irgendwann vielleicht so als hätte es ihn gar nie gegeben. Das ist der Lauf der Dinge. Irgendwann berührt es einen nicht mehr so, oder auch gar nicht mehr, weil man sonst auch nicht überleben könnte, wenn Verluste einen nicht loslassen würden.

Sein Name steht noch auf der Mitarbeiterliste und es ist, weil zu frisch, nicht möglich, sich wirklich vorzustellen, dass er nie wieder da sein wird. Es ist das erste Mal, dass ein Arbeitskollege von mir stirbt. Zumindest der erste Mal jemand zu dem ich persönlich so viel Kontakt hatte. Alt werden ist und bleibt Scheiße. Sterben ebenso. Aber das hilft jetzt auch keinem, wenn ich das sage. Also sage ich es nicht. Wir fragen uns, weil Menschen vermutlich so sind, wer ihn hier ersetzt, wobei das auch irgendwie Unsinn ist, obwohl es der Lauf des Lebens ist. Wenn es nach mir ginge, würde man seine Maßnahme einfach beenden, weil es so einfach keinen Sinn mehr macht. Geht aber nicht, weil sich das Rad weiter dreht, weiter drehen muss.

Es war klar, dass sich unsere Wege irgendwann trennen. Es war auch sehr wahrscheinlich, dass Du vor mir stirbst. Aber das hier ist jetzt echt Mist.

2 Kommentare

  1. Sowas hatte ich letzte Woche. Eine Kollegin nahm mich „beiseite“ und sagte nur, dass M. letzte Woche gestorben ist.

    Seit Mai im Rente. Und mit 63 an Krebs gestorben 🙁

    Mich hat es wirklich getroffen. Ich hatte zuletzt nur noch wenig Kontakt mir ihr. Aber sie hat mich am Anfang (also vor fast 30 Jahren) unter ihre Fittiche genommen.

    Sie wusste alles und hat uns Kleine über alles aufgeklärt. Sie war immer neutral und lästerte niemals über niemanden.

    Ich vermisse die Frau 🙁

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