Micro!Festival Dortmund 2019

Um 20.00 Uhr holt mich Petra ab und wir fahren nach Dortmund zum Micro!Festival. Manni kann uns nicht begleiten, da er Kopfschmerzen hat. Weil wir heute zum dritten Mal seit 2016 Gäste des Micro!Festivals sind, denken wir ernsthaft darüber nach, ob ein Besuch dieses Festivals nicht als jährliche Tradition in unseren Traditionskalender aufgenommen werden sollte. Wir wüssten nichts, was dagegen spricht.

Obwohl die afrikanische Band Soweto Soul auf der Bühne für uns ihre Hits performt (so sagt man das, wenn man dazugehören und cool wirken will), essen wir asiatisch, was durchaus befremdlich auf mich wirkt und weswegen ich mir auch irgendwie ziemlich unzulänglich vorkomme. Noch falscher wäre es nur gewesen, hätte ich eine Bratwurst verspeist. Nächstes Jahr muss es auf jeden Fall ein afrikanisches Gericht sein. Alles andere wird der Sache einfach nicht gerecht. Immerhin gönne ich mir im Anschluss einen Hibiskus Kokos Saft, der aber nicht mit dem Saft, den es gestern auf dem Parkfest gab, mithalten kann. Die Stimmung ist fast ausgelassen und es wird getanzt, wobei es mitunter etwas merkwürdig ausschaut, wenn sich steife Europäer zu afrikanischen Klängen bewegen. Ist sicher nett gemeint, aber irgendwie will das oft nicht passen. Was hingegen gut passt sind die Beine einiger Frauen in ihren kurzen Hosen oder Röcken, denn schöne Frauenbeine sind durchaus etwas für meine mittelalten, bebrillten Augen. Im Gegensatz zu gestern möchte ich heute in keine Schultern beißen. Ich weiß zwar nicht, ob das ein Fortschritt ist, es spielt aber vermutlich auch keine Rolle. Vor uns tanzen zwei Frauen und ein Mann herum, was zunächst nicht zu verurteilen ist. Ich verurteile die drei dennoch, weil sie ihren Hund dabei haben und diesem Hund deutlich anzusehen ist, dass der Lärm und das blöde Gezappel um ihn herum ihn zutiefst verstört und ängstigt. Seine von der Musik völlig verpeilten Besitzer kriegen von all dem scheinbar nichts mit, möglicherweise ist es ihnen aber auch egal, wie sich ihr Hund in der Menge fühlt. Wäre ich mit irgendwelchen Befugnissen ausgestattet, hätten die jetzt und auch in Zukunft keinen Hund mehr. Idioten.

Weil immer nur stehen keine Lösung ist, gehen wir einmal hin und her, bevor wir uns bei coa Wok and Bowls hinsetzen und etwas trinken. Nachdem die Band fertig ist, wird auf der Bühne, die wir von unseren Plätzen gut sehen können, ein Stück aufgeführt. 12 Schauspieler des Bielefelder „Alarm Theaters“ spielen aktuelles aus der Welt. Für mich ist das nichts, wie sie da, ständig in Bewegung, Unruhe verbreiten. Das ist möglichweise pädagogisch wertvoll, aber mich verwirrt es nur und ich frage mich wieder und wieder, was die da machen und warum ich keinen Zugang finde. Nachdem ich aufgehört habe, mich zu fragen, was die da machen, starre ich minutenlang ratlos Richtung Bühne. Möglicherweise habe ich einen Schock. Regelmäßig kommt ein Mann mit seiner Tasche an unserem Sitzplatz vorbei, unterhält sich mit unsichtbaren Menschen oder trägt ein paar englische Sätze vor, bevor er wieder um den Block geht und nach einer Weile zurückkehrt. Wir sind uns nicht sicher, ob das Teil des Programms ist oder bei dem Mann im Oberstübchen einiges arg durcheinander geraten ist. Wir vermuten letzteres, fänden es aber irgendwie cool, wenn er Teil irgendeines Unterhaltungsprogramms wäre.

Kurz vor 23.00 Uhr verlassen wir das Micro!Festival, denn wir haben genug gesehen. Während wir Richtung Parkplatz gehen, betrachte ich die Menschen, die bei Dunkelheit wie üblich an Attraktivität gewonnen haben. Ich selbst spüre auch heute, wie mich die Dunkelheit aufwertet und würde mich nicht wundern, wenn die eine oder andere Frau einen Blick riskiert, um meine illusorische Attraktivität zu genießen. Ich bin wahrlich ein merkwürdiger Mann und schon sehr gespannt, wie es mir auf dem Micro!Festival im nächsten Jahr ergehen wird.

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