Magdeburg – Tag 4

Die Nacht war genauso unentspannt, wie es das Einschlafen befürchten ließ. Meine Entspanntheit, die vielleicht auch nur eine große Erschöpfung war, ist irgendwie weg und ich glaube, dass ich irgendwie genervt bin.

Frieren scheint auch eine Urlaubstradition zu sein. Oder die falsche Kleidung dabei zu haben bzw. nicht für Wetterkapriolen gewappnet zu sein. Seit meiner Ankunft ist die Temperatur um 25° Grad gesunken und aktuell 13° Grad sind nicht unbedingt, was ich eingeplant hätte. 13° Grad sind zwar jetzt kein Grund durchzudrehen und zu frieren, aber kühl ist es schon. Irgendwie lähmt mich das Wetter, aber da mich immer irgendwas lähmt, ist es vermutlich auch egal.

Nach dem üblichen Frühstück bin ich etwas planlos und wandere zum Dom. Kaum bin ich drin, werde ich von einem Mann angesprochen. „Hallo!?“ Ich drehe mich zu ihm um. „Wenn man den Dom betritt, nimmt man die Kopfbedeckung ab.“ Ich nehme meine alberne Kopfbedeckung ab und der Mann ist zufrieden. Wenn nur alles so einfach wäre. Der Dom ist ein erstaunliches Gebäude und als ich wieder draußen bin, spricht der nächste Mann mich an. In mehreren Sprachen. Ich verstehe zunächst nicht wirklich, was er von mir will, obwohl ich mich sehr konzentriere seinen Ausführungen zu folgen. Als er nur noch deutsch redet, fragt er, ob ich wegen des Doms in der Stadt bin. Ich verneine und sage, dass der Dom nur zufällig auf meinem Weg steht. Nun erzählt er was von der Kirche und der AfD. Keine Ahnung, was er mir sagen will. Freundlich, aber verwirrt kommt er mir vor. Irgendwie schade, denn er ist sympathisch und recht attraktiv. Aber in seinem Oberstübchen scheint irgendwas arg durcheinander geraten zu sein. So verabschieden wir uns freundlich und jeder geht seines Weges.

Um 11.45 Uhr will ich im Allee-Center essen, doch auch heute sind fast alle Plätze belegt. Da ich mich zu niemandem setzen möchte, muss ich meinen Plan ändern und gehe zum Restaurant Qilin, wo ich tatsächlich einen Platz bekomme. Kaum sitze ich, stürmen immer mehr Leute den das Lokal. Bestimmt ist es das In-restaurant des Ortes und ich habe einen Platz bekommen, weil ich gerade noch rechtzeitig erschienen bin. Immer mehr Leute stürmen den Laden, immer voller wird es und einige dieser Menschen müssen wieder gehen, weil kein Platz mehr ist. So wirklich begeistern kann mich das allerdings nicht, weil ich inmitten vieler Fremder mein Essen zu mir nehmen muss. Besagtes Essen ist gut und ich muss mich etwas beeilen, weil um 13.00 Uhr die Brunnen-Show im Allee-Center beginnt und ich vorher nochmal ins Hotel muss, weil ich in so einem überfüllten Restaurant nur ungern die Toilette benutzen möchte. Hinterher begegnet man noch fremden Menschen dort. Das möchte ich nicht. Auf die Sekunde pünktlich erreiche ich das Allee-Center, bekomme einen Sitzplatz am Brunnen und die Brunnen-Show beginnt. Diese gefällt mir gut, dauert aber keine zehn Minuten, weshalb ich noch eine Weile verwirrt am Brunnen sitzen bleibe, um zu überlegen, was heute noch so zu erleben ist.

Nachdem ich mich im Hotel frisch gemacht habe, mache ich einen Spaziergang nach Stadtfeld Ost. Dort fotografiere ich ein Haus, kaufe in einem urigen Lebensmittelladen eine Fanta und gehe wieder zurück. Als ich nach fast zwei Stunden wieder im Hotelzimmer bin, entferne ich, wie es fast schon ein Ritual ist, die Kleider von meinem Körper, denn mein Körper will atmen und sich ausruhen.

Gegen 18.00 Uhr mache ich mich auf den Weg zur traditionellen Abendmahlzeit bei Subway im Carré Center. Anschließend lasse ich meinen Rücken für zwei Euro auf einem der Massagesessel im Allee-Center massieren, beobachte dabei die vorbeikommenden Frauen und stelle fest, dass mein unterer Rücken arg verspannt ist und die attraktiven Frauen mich nicht beachten. Würde auch nichts bringen, weil ich nicht zu gebrauchen bin. Nach der Rückenmassage geht es weiter zur Elbe, wo ich eine Weile auf einer Bank Platz nehme. Weil es frisch ist und ich friere, mache ich einen Schaufensterbummel. Normale Menschen würden sich irgendwo in ein Lokal setzen, um etwas zu trinken, aber ich kann das nicht, weil ich unter irgendeinem irreparablen Schaden leide. Obwohl ich noch Lust auf ein Eis habe, verzichte ich darauf, weil mir das einfach zu frisch ist. So ist es wenig verwunderlich, dass ich mich schon um 21.05 Uhr im Hotel meiner Sachen entledige.
Vielleicht sollte ich zukünftig nur noch in Gegenden reisen, wo ich jemanden kenne, der vielleicht mal abends ein bis zwei Stunden mit mir irgendwo etwas trinken geht. Da kämen dann Orte wie Bochum oder Bielefeld in Frage. Bochum ergibt keinen Sinn, also bleibt nur Urlaub in Bielefeld. Vielleicht ist das mein nächstes Urlaubsziel. Ich muss mal schauen, was für Unterkünfte es dafür mich gibt.

Es ist fast 21.30 Uhr und ich überlege, was man als Mann von Welt, ein cooler Typ, oder jemand, der nicht ich ist, jetzt machen kann. Vielleicht wäre es ziemlich lässig eine Dame vom Escort-Service zu bestellen, um mit der etwas zu erleben. Das könnte für die Frau einer der merkwürdigsten Abende ihres Lebens werden. Dafür ist mir mein Geld dann doch zu schade, weshalb ich einfach nichts mehr mache.

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