Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub. Ein Tag vor Beginn der neuen, alten Maßnahme. Es gibt einiges vorzubereiten und ich bin gut beschäftigt, während der Vermittler sich anders beschäftigt. Niemand weiß wirklich womit. Irgendwann sagt er, dass er auch gern in der neuen, alten Maßnahme wäre, weil er da viel mehr vermitteln könnte. Möglicherweise bekomme ich beim Gedanken daran eine Gänsehaut. Wie kommt er nur auf solche Ideen? Ein neuer Teilnehmer erscheint und ich bitte den Vermittler sich um alles zu kümmern. Da er meiner Bitte nachkommt, kann ich mich weiter um die Vorbereitungen kümmern. Doch kaum ist der Papierkram mit dem neuen Teilnehmer geschlossen erlischt das Interesse des Vermittlers am Teilnehmer. Ich bekomme davon zunächst nur wenig mit und weil es mich nicht sonderlich überrascht, lasse ich mich davon zunächst nicht ablenken. Erst als der Teilnehmer zu mir kommt und sagt, dass er früher nach Hause gehen will, weil er mit Word nicht klarkommt, werde ich stutzig, verstehe aber zunächst nicht, was wirklich los ist, entscheide aber, dass niemand jetzt nach Hause geht. Stattdessen sitze ich wenig später bei dem Teilnehmer und bastle an einer Grafik seiner Bewerbung rum. Das ist ihm scheinbar wichtig und auch wenn es jetzt nicht unbedingt nötig ist, kann man ihn nicht ignorieren oder nach Hause schicken. Der Vermittler hört währenddessen Musik, seine Arbeit ist für ihn scheinbar erledigt, denn entweder kann er Teilnehmer direkt vermitteln oder sie interessieren ihn nicht weiter.
Es ist jetzt aber nicht so, dass der Vermittler nicht gerne redet, allerdings am liebsten über sich und seine Probleme. Und er hat viele Probleme. Als Trainer einer Kinderfußballmannschaft mit anderen Eltern, die scheinbar etwas gegen ihn haben, als Vater mit dem Kindergarten in den sein Sohn geht und noch viel mehr. Deshalb muss er oft telefonieren, gerne mit dem Diensttelefon, und deshalb muss er zwischendurch auch mal weg oder eher gehen. Nein, er hat es nicht leicht und andere Menschen machen es ihm schwer. Da hat man natürlich wenig Freude an Teilnehmern, die ständig Hilfe brauchen und nicht einfach zu vermitteln sind. Ob Jobcoach zu sein wirklich das Richtige für ihn ist? Ich glaube nicht. Allerdings habe ich von Menschen keine Ahnung und kann mich irren.
Später erfahre ich, dass der Vermittler letzte Woche einer Teilnehmerin bei ihrer Bewerbung nicht geholfen hat und sagte, sie solle wiederkommen, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin. Dumm nur, dass die Stelle zwischenzeitlich vergeben ist. Insgesamt ist er, abgesehen von gelegentlichen Spontanvermittlungen, kein guter Jobcoach, finde ich. Ich bin zwar auch kein guter Jobcoach, aber immerhin rede ich mit den Teilnehmern und kümmere mich um sie, wenn es mir möglich ist.
Ab morgen beginnt nicht nur die neue Maßnahme, morgen fängt auch ein neuer Mitarbeiter an, der die neue, alte Maßnahme in Vollzeit betreuen wird, während ich nur 22 Stunden in der Woche in der Maßnahme bin. Die restlichen acht Wochenstunden darf ich in der Maßnahme mit dem Vermittler verbringen. Kaum habe ich mich von dem Schock erholt, erfahre ich, dass ich den Zwischenbericht für eben diese Maßnahme schreiben darf, weil ich ja der Maßnahmeleiter bin. Somit bin ich tatsächlich zwei Maßnahmeleiter in einer Person. So etwas wie ein 2 in 1 Waschmittel oder ein 2 in 1 Hochzeitskleid. Möglicherweise aber auch ganz anders. Dabei ist Verantwortung nichts und ich habe nie um derartiges gebeten. Das passiert alles nur, weil ich kein Rückgrat habe, die meisten Dinge einfach hinnehme und fast nie protestiere.
Am Abend meint Manni, dass ich mehr Geld verlangen sollte, weil ich jetzt quasi ein zwei Maßnahmen Leiter bin. Ich sehe das natürlich anders, weil ich, wenn ich mehr Geld fordere auch besser arbeiten müsste. Mit so einer Forderung setze ich mich nicht nur selbst unter Druck, es würde mich auch überfordern derartiges zu fordern, obwohl ich sicher bin, dass einige, aber ganz besonders der Vermittler, mehr Geld als ich bekommen. Allerdings vermittelt der Vermittler auch auf einem anderen Niveau als ich. Gut, es gibt derzeit wenig zu vermitteln, aber wenn es vermittelbare Teilnehmer gibt, ist er halt besser, da kann ich sicher nicht mehr Geld fordern. Nein, mehr Geld zu fordern ist keine Option.