Beim Kardiologen 2019

Am Montag bringe ich statt eines Autos meinen Körper zur Werkstatt. Der jährliche Termin beim Kardiologen steht an. Kaum habe ich im Wartezimmer Platz genommen, werde ich auch schon aufgerufen und es geht los. Im ersten Raum darf ich den Oberkörper frei machen und eine junge, blonde Frau misst meinen Blutdruck, der bei 120/70 liegt, und macht ein EKG. Letztes Jahr war hier noch eine andere Frau, die zur Begrüßung robotermäßig ihren Text aufsagte. Vermutlich musste sie durch ein neues Modell, welches menschlicher erscheint oder gar menschlich ist, ersetzt werden. Die künstliche Intelligenz hat noch Luft nach oben. Nach dem EKG darf ich mich wieder anziehen und auf dem Flur Platz nehmen. Kaum sitze ich, werde ich zum Ultraschall gebeten. Oberkörper freimachen und checken lassen. Alles ist in Ordnung und ich darf mich wieder anziehen. Kaum habe ich auf dem Flur Platz genommen, geht es weiter zum Belastungs-EKG. Eigentlich wäre es sinnvoller, wenn ich mich nicht wieder angezogen hätte, sondern mit freiem Oberkörper von Raum zu Flur zu Raum gewandert wäre. Hätte allerdings scheiße ausgesehen und ich wäre mir dabei komisch vorgekommen. Beim Belastungs-EKG ist wieder die attraktive Frau vom letzten Jahr für mich zuständig. Sie sieht immer noch genauso gut wie im Vorjahr aus und hat schöne Hände. Ich mag schöne Hände. Aber weil ich nicht hier bin, um ihre Hände zu bewundern, sondern um den Oberkörper frei zu machen und auf dem Fahrradergometer loszulegen. Anstatt sich auch obenrum freizumachen, misst si alle zwei Minuten meinen Blutdruck und ich kann dabei ihre Finger betrachten. Irgendwie bescheuert, aber auch schön. Als es langsam anstrengend wird und ich mehr und mehr schwitze, frage ich sie, bei wieviel Watt wir nun sind. 175. Das ist genug und so sage ich Ihr, dass ich nicht weiter trampeln möchte und wir beenden die Tortur. Beim anschließenden Abschlussgespräch ist der Arzt zufrieden und meint, ich solle weiter trainieren, weil das auch schon was gebracht hat, da ich beim Belastungs-EKG bis 175 Watt gekommen bin und es im letzten Jahr nur 150 Watt waren. Ich sage ihm natürlich nicht, dass ich beim Belastungs-EKG 2015 schon mal 200 Watt geschafft habe, allerdings auf einem Sitzfahrrad. Dafür sage ich ihm, dass ich die 200 Watt beim nächsten Belastungs-EKG im nächsten Jahr anpeile. Es ist schön, wenn man Ziele hat und so freue ich mich schon aufs nächste Jahr, denn wenn ich dann noch lebe, komme ich definitiv wieder, um meinen Belastung-EKG-Rekordwert erneut zu erreichen.

2 Kommentare

  1. Ich bin im Januar 50 geworden und habe vor kurzem die offzielle Einladung zum „Mammographie-Screening“ bekommen. Ich werde den Termin wahrnehmen, freue mich aber so gar nicht drauf. Nicht unbedingt wegen eines unerfreulichen Ergebnisses (gibt keine Symptome oder Beschwerden) – sondern weil die Prozedur so unangenehm und furchtbar peinlich ist :/

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