Natürlich haben mir Filme nicht den Verstand geraubt. Sollte ich je welchen gehabt haben, ist er mir sicher anderweitig abhandengekommen. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute geht es vielmehr um das Altern und das ewige Leben. Vermutlich sogar viel mehr um letzteres. Und um Vampire, Unsterblichkeit, Blut, Sonne, Kruzifixe, Vampirjäger, Särge, Christopher Lee und anderen Realismus.
Früher, es muss eine Ewigkeit her sein, liebte ich Dracula-Filme. Christopher Lee war der einzig wahre Dracula und seine Präsenz beeindruckend. Während dieser Phase dachte ich viel über die Vor- und Nachteile nach ein Vampir zu sein. In meiner Vorstellung war ein Vorteil, dass Vampire für Frauen sehr anziehend sind. So könnte ich sie alle haben. Doch noch vielmehr gefiel mir der Gedanke unsterblich zu sein. Was man da alles erleben könnte. Aber gefährlich wäre es auch. Kommt ein Vampirjäger einen mit einem Holzpflock besuchen während man schläft, ist es ganz schnell vorbei mit dem Spaß. Das haben die Filme sehr deutlich gezeigt. Kruzifixe und Knoblauch zu meiden wäre dagegen eindeutig das kleinere Problem. Die Idee auf Dauer in einem Sarg zu schlafen, fand ich manchmal toll und manchmal nicht. Blöd wäre es natürlich, wenn ich mich morgens in den Sarg lege, der Sarg dann in einem Grab versenkt wird, ich abends aufwache und nicht mehr aus dem Sarg komme, weil ich beerdigt wurde. Das wäre nichts für mich. Ich habe mir wirklich viele Gedanken über meine irgendwie unsterbliche Zukunft gemacht.
Erschwerend hinzu kam, dass Vampire in etwa so beliebt wie Pest und Cholera waren. Wollte keiner haben. Mich persönlich störte an dem Gedanken ein Vampir zu sein, andere aussaugen zu müssen. Da wüsste man nie, was einem für eine verunreinigte Brühe serviert wird, wenn man herzhaft in einen Hals beißt. Andererseits hätte ich so ständig in viele Frauenhälse beißen können, was schon irgendwie reizvoll zu sein schien. Aber immer nur nachts umherirren? Schwere Entscheidung. Als gäbe es da tatsächlich etwas zu entscheiden. Dennoch machte ich mir viele Gedanken zu dem Thema. Zu der Realität hatte ich schon früh ein gestörtes Verhältnis, wie mir jetzt beim Nachdenken erneut auffällt.
Irgendwann kamen noch andere Vampirfilme dazu, ohne Christopher Lee, die mir schon irgendwie das Gefühl vermittelten, dass ich es durchaus mal versuchen sollte als Vampir zu leben. Frightnight. Lost boys. Near Dark. Noch mehr Geschichten, um über das Ganze nachzudenken. Vampire waren teilweise verdammt cool. Alternativ hätte man auch wie der Highlander sein können. Aber da müsste man ständig auf seinen Kopf aufpassen, weil irgendwer einem den abtrennen will. Mit Kopf allerdings nahezu unbegrenzt haltbar und keine Probleme mit Sonnenlicht und dem anderen Kram. Vielleicht sogar die bessere Alternative?
Auch heute bin ich mit dem Thema noch immer nicht ganz durch. Unsterblichkeit könnte auch heute noch was für mich sein, denn moderne Vampire können auch mal am Tage raus und es gibt Frauen wie Selene, die einem ganz schön den Kopf verdrehen und gleichzeitig beschützen können. Der Nachteil, wenn man sterbliche Freunde hat, ist natürlich, dass man mitansehen muss, wie die erst verwelken und dann sterben. Das ist sicher traurig. Aber das wissen, selber nicht zu verwelken macht es möglicherweise etwas einfacher, zumal man ja mit Selene oder einer anderen heißen Vampirfrau zusammen ist. Insgesamt sehe ich in der Unsterblichkeit schon mehr Vorteile als bei der Sterblichkeit. Jetzt muss man nur noch eine Möglichkeit finden in den Genuss der Unsterblichkeit zu kommen und da wird mir die Unsinnigkeit meiner Gedanken wieder direkt vor Augen geführt. Es gibt nämlich keine richtigen Vampire, keinen Highlander
und selbst eine Art Benjamin Button, der erst alt ist und dann jung wird, ist nirgendwo in Sicht. Ich verwelke also weiter vor mich hin, schaue dabei hochinteressante Filme, die mich letztlich aber kein bisschen weiter bringen, und erwische mich immer wieder bei Gedanken zur Unsterblichkeit, die mir keiner anbieten kann. Das ist schon irgendwie traurig. Finden Sie nicht?
Wenn ein Nicht-Vampir schläft und ein Vampirjäger vorbeikommt, der einen Holzpflock in die Brust des Nicht-Vampirs schlägt, endet das auch meistens ziemlich tödlich.
Das ist natürlich wahr, aber ich gehe davon aus, dass so ein Vampirjäger bevorzugt Vampire aufsucht.
wenn ich die wahl hätte, würde ich mein blut lieber von einem vampir in ekstase am hals ausaugen lassen als von meinem vampirarzt mit der nadel;-)
Das ist sicher auch viel angenehmer.