Mitunter finde ich es interessant, wenn ein Roman ein weiteres Mal verfilmt wird. Im Fall des Romans „The Beguiled (oder A painted Devil)“ von Thomas P. Cullinam, habe ich mir beide Verfilmungen direkt nacheinander angesehen. Das Buch kenne ich nicht.
Die Verführten von Sofia Coppola stammt aus dem Jahr 2017. In den Hauptrollen gibt es Colin Farrell, Nicole Kidman, Elle Fanning und Kirsten Dunst zu sehen. Optisch ist er der Verfilmung von 1971 natürlich etwas voraus. Aber das sollte auch so sein. Die Geschichte spielt im Jahr 1864 und erzählt vom verwundeten Soldaten John McBurney, der von den Frauen des Mädchenpensionats aufgenommen und gepflegt wird. Die Frauen sind sehr schnell von dem attraktiven Mann angetan und er hat natürlich auch Interesse an den Frauen. Dummerweise führt das zu Eifersüchteleien, Betrügereien und endet mies, weil John eben nicht nur Interesse an einer der Frauen hat. In der Verfilmung von Coppola bleibt leider alles angedeutet, der Zuschauer muss sich vieles denken und zusammenreimen. Warum John schließlich im Zimmer der einen Frau erwischt wird und somit das Chaos auslöst, wird komplett weggelassen. Er ist einfach da, den Rest kann man sich ja denken. Die Frauen wirken teilweise wie eine Masse und nicht wie unterschiedliche Personen. Mitunter wirkt das Vorgetragene etwas lahm und nimmt einen auch nicht richtig mit. Behutsam wird die Geschichte bis zum Ende vorgetragen, ohne wirklich zu überzeugen. Irgendwas fehlt immer und der Film kommt einem länger vor als er wirklich ist. „Die Verführung“ ist zwar nicht wirklich schlecht, aber irgendwie schon eine Enttäuschung. Da hätte man sicher mehr draus machen können.
Betrogen von Don Siegel mit Clint Eastwood und Geraldine Page ist deutlich abwechslungsreicher. Der Titel passt auch besser, weil fast alle betrügen und betrogen werden. Der Inzest, der bei „Die Verführten“ komplett ausgelassen wird, hilft bei der Beschreibung der Figuren und auch die Lügengeschichten, die den Soldaten, die auftauchen, erzählt werden, tun dem Film sichtlich gut. Ebenso die Rückblicke, wenn John aus seiner Vergangenheit erzählt. All das wirkt stimmig und liefert viele Erklärungen. Das Stereotype der aktuellen Verfilmung gibt es hier nicht. Der Spannungsbogen ist deutlich höher und der direkte Vergleich wertet die Verfilmung nochmal deutlich auf. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die aktuelle Verfilmung, schon alleine durch die attraktiveren Darstellerinnen, mehr überzeugen kann. Doch außer der besseren Optik, geht der Film für mich im direkten Vergleich baden. Selbst in Sachen Erotik kann „Betrogen“ mehr überzeugen. Aber das ist sicher so gewollt, denn „Die Verführten“ ist vermutlich mit Absicht so angelegt, damit der Zuschauer sich alles denken muss, was am Ende zu dem tragischen Ausgang führt. Mich kann das leider nicht überzeugen. Ich will mir nicht alles denken und zusammenreimen müssen, sondern wichtige Details schon zu sehen bekommen, denn sonst macht das alles irgendwie keinen Sinn. Somit ist „Betrogen“ für mich definitiv die bessere Verfilmung.