Das zweite Coaching findet erneut in Unna statt. In den Büroräumen ist nur Frau Kinkartz, die erst letzten Dienstag den Job bekommen hat, bei der wir heute den Termin haben, anwesend. Frau Kinkartz schielt und wirkt unsicher. Zunächst teilt sie mir mit, dass ich ab nächster Woche in Lünen von Frau Frühling gecoacht werde. Damit bin ich fertig für heute und der Bewerbungsbetreuer aus Kamen ergreift das Wort. Er interessiert sich für Frau Pfahl, die Dame deren Zahnlücke und Ausschnitt mir von letzter Woche in Erinnerung geblieben sind. Der Ausschnitt hat es dem Bewerbungsbetreuer scheinbar angetan. Frau Kinkartz sagt, dass sie gerne fragen kann, ob Frau Pfahl ihn coachen kann. Das möchte er dann aber doch nicht und unser dritter Mann ist an der Reihe. Er ist erbost, sauer, genervt und will nur seine Ruhe. Er will nicht zum Coaching und ist völlig aufgebracht. Frau Kinkartz kann ihn so gar nicht beruhigen. Minutenlang versucht sie ihm zu erklären, dass er nichts zu befürchten hat, er aber an den Terminen teilnehmen muss. Er will das nicht, schimpft und das Gespräch dreht sich mehr und mehr im Kreis. Zeit für mich einzugreifen. Ich frage ihn, wovor er denn Angst hat. Was er befürchtet, dass man mit ihm macht. Er Hat Angst seinen Job beim Fahrdienst zu verlieren, er fürchtet, dass er irgendeinen Drecksjob machen muss, hat Angst vor Stress mit dem Jobcenter und ist ziemlich verzweifelt. Ich sage ihm, dass er nichts zu befürchten hat, weil diese Maßnahme am 31.12.2018 endet und er anschließend in Rente geht. Ein wenig beruhigt er sich und Frau Kinkartz übernimmt wieder, was dazu führt, dass er erneut in seine Abwehrhaltung verfällt und sich sträubt und windet. Ich beobachte die beiden und finde, dass Frau Kinkartz mit ihrem Standardprogramm nicht weiter kommt. Erst kommt sie ihm entgegen, dann wird sie streng und sagt, was er auf jeden Fall zu tun hat, weil das Jobcenter das so will und sie an einem gewissen Punkt streng sein muss. Wenn da niemand auf ihn aufpasst, dann eskaliert das früher oder später und er bekommt echt die Probleme, die derzeit nur in seinem Kopf sind. Zeit erneut einzugreifen und ihn etwas zu beruhigen, weil die gute Frau Kinkartz das definitiv nicht hinbekommen wird. Es ist leicht zu erkennen, dass der gute Mann völlig am Ende ist, ein arg angeknackstes Selbstbewusstsein hat und unterstützt werden muss. Leider traue ich Frau Kinkartz dies nicht zu. In diesem Fall wäre ich definitiv der bessere Coach, denn nach einer Weile beruhigt er sich und wir schaffen eine Basis für die weiteren Termine. Allerdings finden diese 29 Termine ohne mich statt. Ich weiß nicht, wie qualifiziert und erfahren Frau Kinkartz ist, finde ihr Vorgehen in diesem Fall aber alles andere als hilfreich und fände es angebracht, dass ich in diesem Fall das Coaching übernehme. Insgesamt scheine ich auf der Seite, die sie einnimmt, besser aufgehoben zu sein. Aber das ist pure Arroganz von mir. Ein Hauch von Überheblichkeit. Ab nächste werde ich zum Glück gecoacht und auf den Boden der Tatsachen zurück katapultiert. Man ist nämlich, was man ist, auch wenn man es manchmal vergisst.
Die Welt des DrSchwein
Verkorkste Höhepunkte
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